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Diskussion

Kabul-Dialog mit Islamgelehrten

Dialog mit Islamgelehrten, Mullahs und Imamen

Am 28. November 2020 veranstaltete das KAS-Büro Kabul in Partnerschaft mit EPD einen Dialog zwischen Frauen, Islamgelehrten, Imamen und Mullahs aus den Provinzen.

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Am 28. November 2020 veranstaltete das KAS-Büro Kabul in Partnerschaft mit EPD einen Dialog zwischen Frauen, Islamgelehrten, Imamen und Mullahs aus den Provinzen. Diskutiert wurde die Rolle von Frauen im Friedensprozess und Staatsbildungprozess, die Bedeutung von Frauen- und Menschenrechten und die Visionen der jungen afghanischen Generation.

In zwei aufeinanderfolgenden Panels diskutierten die Teilnehmer verschiedene islamische Auslegungsmöglichkeiten des islamischen Rechts (Scharia) mit Blick auf Frauenrechte und Gleichstellung von Frauen in Familie, Bildung und Beruf.

An diesem vertrauensbildenden Dialog in Kabul nahmen ca. 25 afghanische Frauen und 25 Islamgelehrte (Ulama, Mullahs, Imame) aus verschiedenen Provinzen Afghanistans teil. Als Beobachter hinzugeladen waren diplomatische Vertreter von Botschaften verschiedener europäischer wie muslimischer Länder (EU, Deutschland, Norwegen, Schweden, UK, Niederlande, OIC, Indonesien).

Für die afghanischen Religionsgelehrten und Mullahs aus den Provinzen war dies der erste Dialog und direkte Austausch mit afghanischen Frauen wie auch mit Vertretern der internationalen Gemeinschaft.

 

Hintergrund der Dialoge mit Islamgelehrten

Zwischen afghanischen Frauen und konservativen Islam-Gelehrten bestehen in der Regel wenig Berührungspunkte. Es herrschen gegenseitiges Misstrauen, Vorurteile und wahrgenommene Interessensgegensätze vor. Afghanische Frauen fühlen sich mit ihren Anliegen von Islamgelehrten im Stich gelassen sowie von streng-religiösen Islamauslegungen in ihren grundlegenden Rechten und in ihrer freien Entfaltung eingeschränkt und verletzt. Viele afghanische Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben mit Bildung, Berufsausübung und freier Ehepartnerwahl leben wollen, fürchten Diskreditierung und Anfeindungen. Frauen die öffentlich und gesellschaftspolitisch wirken, gelten in den Augen vieler Islamgelehrter als vom Glauben abgefallen und korrumpiert durch ausländische Gelder.

Auf der anderen Seite fühlen sich viele afghanische Islamgelehrte (Mullah, Maulvi, Maulana) in der neuen politischen Ordnung nach 2001 an den Rand gedrängt. Sie waren nicht Teil des westlich-liberal geprägten Staatsaufbauprojekts. Die Mehrheit hat sich daher der politischen Elite in Kabul abgewendet bzw. hatte nie Zugang zu ihr aufbauen können.

Viele Themen, die den Alltag und die grundlegenden Rechte von afghanischen Frauen berühren (Bildung, Berufsausübung, sozialer Druck und Einschüchterung von Frauen in der Öffentlichkeit) werden in der afghanischen Gesellschaft mit Religion und Islam begründet. Grundrechtsverletzungen, die eher kulturell verwurzelt sind, werden mit Hinweis auf islamische Werte und Regeln legitimiert. Moderne bzw. ausgewogene Islam-Interpretationen konnten sich bislang nur zögerlich durchsetzen aufgrund von mangelnder Kenntnis, fehlendem Zugang zu alternativen Auslegungen oder kulturell-sozialem Druck.

Für das Gelingen des innerafghanischen Friedensprozesses und die Frage der zukünftigen politischen Ordnung ist ein vertiefter Dialog und die Zusammenarbeit zwischen dialogbereiten Religionsgelehrten, religiös-konservativen Kräften und im Land verwurzelten Frauen- und MenschenrechtlerInnen von entscheidender Bedeutung.

 

Ziele der KAS-Dialogreihe

  • Wissen, Verständnis und Vertrauen zwischen verschiedenen Meinungsführern aufbauen (Islamgelehrte, Mullahs, religiös-konservative Kräfte, afghanische Frauen und Zivilgesellschaft)
  • Bereiche von Konsens und Dissens für die anstehenden Friedensverhandlungen herausarbeiten
  • Reglionsgelehrte und religiös-konservative Kräfte als Reformpartner für den Friedensprozess gewinnen
  • Schaffung einer Plattform zum offenen und vertrauensvollen Austausch
  • Einbezug der internationalen Gemeinschaft (inkl. der muslimischen Staaten) für eine konstruktive internationale Unterstützung des innerafghanischen Friedensprozesses

 

Women Peace Mediators

Die Veranstaltung wurde im Wesentlichen mitorganisiert und vorbereitet durch die „Women Peace Mediators“. Die „Women Peace Mediators“ sind eine 2020 von KAS und EPD in Kabul gegründete Mediatorinnen-Gruppe, die sich zum Ziel gemacht hat, Dialoge und Konsensbildung im afghanischen Friedensprozess proaktiv zu unterstützen.

 

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Veranstaltungsort

Kabul

Kontakt

Dr. Ellinor Zeino

Ellinor Zeino

Leiterin des Regionalprogramms Südwestasien

ellinor.zeino@kas.de
2020-11-28 Kabul Ulama-Dialog KAS
2020-11-28 Kabul Ulama-Dialog KAS
2020-11-28 Kabul Ulama-Dialog KAS

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Equality for Peace and Democracy (EPD)